Samstag, 14. November 2009

Eintausend Tage Monomaniac: Mein Blog und ich

Hochtrabendes Geschwafel zum Jubiläum.

Der blog-interne Zähler verrät uns: monomaniac wird heute eintausend Tage alt. Das ist im Grunde auch nur ein Tag mehr als 999, aber runde Zahlen haben ihre eigene Anziehungskraft und verlangen nach allgemeiner Erwartungshaltung ein paar Worte zum Anlass. Hat hier schonmal jemand mit dem Besteck an sein Glas geklopft, um die Aufmerksamkeit der Gäste zu erhaschen? Ich habe sowas ja nur in Filmen gesehen, aber gemäß dem blog-Inhalt wäre statt Glas-Klimpern ohnehin eher das Ertönen eines Sega-Jingles angemessen.



Da ich Anfang des Jahres meinen früheren Musikblog hiermit fusioniert habe, sind wenige Artikel tatsächlich älter als tausend Tage, aber was zählt ist natürlich das gemeinsame Dach. Und was dieses Dach ausmacht sind letztlich meine Interessen, was ich so als des Wortes wert empfinde.
Selbst wenn man sich nur auf der Konsumentenseite befindet, formt die Beschäftigung mit verschiedenen Medien (hier: Tonträger, Videospiel, Gedrucktes, Film) meines Erachtens auch den Charakter, geht wechselseitige Beziehungen mit dem Leben ein, übersteigt ein Dasein als bloßes kulturelles Artefakt durch den interaktiven Umgang damit und wird zum Nährboden für Gemeinschaften und neue kulturelle Formen, nicht zuletzt Subkulturen. Mein vorher geplantes Homepage-Projekt sollte subculture addict heißen, weil mich solcherlei Formierungen jenseits von Szene-Allüren interessieren. Letztendlich berichtet monomaniac nur von Ausschnitten, materialisierten Ergebnissen oder Bezugspunkten innerhalb eines undurchschaubar gewordenen Netzes von Subkulturen und Bedeutungszuschreibungen. So abstrus sie manchmal sein mögen, letztendlich sind diese Ausschnitte auch Produkte, die sich trotz vom Mainstream divergierenden Inhalten in (virtuellen) Einkaufskörben wiederfinden. So befindet sich dann auch der blog auf einer Schnittstelle von Kulturbetrachtung und Konsumzelebrierung, die ich so nach tausend Tagen rückblickend... bezeichnend finde. Für was? Weiß ich auch nicht.

Zur Zeit lese ich zwischendurch gerne ein Kapitel in Piko Piko Shônen, einem Manga von Rensuke Oshikiri. Darin erzählt er autobiographisch von seinen Erfahrungen mit Videospielen. Mit dem etwas plakativen Umschlagszitat, das übersetzt so viel verkündet wie „Hätte ich damals keine Videospiele gehabt, wäre ich vielleicht gestorben“. Nicht nur seine persönliche Verbindung zum Medium und dessen Bedeutung in seinem Leben wird klar, auch Verbindungen zu anderen kulturellen Lokalitäten. Der dagashiya (Laden mit billigen Süßigkeiten und Spielzeug) als heute verschollenes, nostalgisches Relikt vergangener Tage in Japan. Die Spielhalle als Zufluchtsort, der von Rowdies einer anderen Schule bedroht wird (im Westen mangels vergleichbarer Spielhallenkultur nicht denkbar). Unterschiedliche Wertansichten und Sammler-Einsichten mit dem aus armem Haus stammenden Protagonisten und seinem reichen Freund, welcher lieber die Idol-Telefonkarte als den Game Gear will, weil seltener. Ach so, und mit großer Sicherheit würden sich auch genug Menschen finden, die ihr Leben an Büchern, Musik oder von mir aus auch einer Fernsehserie aufgehängt haben. Und das ist weder bemitleidenswert noch ein Zeichen 'unserer Zeit', sondern menschlich.

Ich hoffe dass der blog als ein Fenster unter vielen einen Ausblick in all diese Universen des Ausdrucks bietet, und dabei auch die dunkleren Ecken (ein Universum mit Ecken?) beleuchtet. Oder ist das alles zu hoch gegriffen? Na gut, demnächst geht’s dann wieder mit Pixel-Action, Comic-Schmierereien und komponiertem Krach weiter, versprochen.

Letzte Tonträger


Spaceways Incorporated
Thirteen Cosmic Standards


Savoy Grand
People And What They Want


Susie Ibarra Trio
Songbird Suite


E.s.t.-Esbjörn Svensson Trio
Leucocyte


Herbie Hancock
Thrust


Yo La Tengo
Fade

Letzte Bücher


Genpei Akasegawa
Hyperart: Thomasson


Jay McInerney
Bright Lights, Big City


Rob Young ed.
Undercurrents - The Hidden Wiring of Modern Music


Rob Schrab
Scud, the Disposable Assassin: The Whole Shebang!

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

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content: Philipp Klueglein 2006-2013
Fonts used: Baskerville, Futura, 'Cardboarder' by kix, 'Frigate True Type Katakana 3D'

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