Donnerstag, 30. Oktober 2008

Die Stadt, das Leben

Tekkon

Tekkon Film: Tekkon Kinkreet (鉄コン筋クリート)

Medium: DVD, deutsch bei Sony Pictures

Laufzeit: 106 min

Regie: Michael Arias

Genre: kaleidoskopisch (Drama?)

Wertung: 10/10

これはだれの町でもねい。
„Diese Stadt gehört niemandem.“ Und jeder will sie. Takaramachi heißt das Viertel, ein paar historische Gebäude, billige Fressbuden, Pachinkosalons. Ein bisschen wie Asakusa in Tokyo, eine bunte Welt im Kleinformat, Shitamachi jedenfalls. Die weniger gut Gestellten Bürger teilen sich Takaramachi mit Bettlern, Yakuza, Straßengangs und Waisenkindern. Shiro und Kuro sind eigentlich das, Waisenkinder, aber natürlich keine gewöhnlichen. Kuro („schwarz“) scheint das Produkt der Stadt zu sein: gewalttätig, gerissen, innerlich ein wenig verbittert. Shiro („weiß“) wirkt wie eine Antithese, ein Kind von geradezu anstrengender Reinheit, intaktem Gewissen und überbordender Fantasie. Wie sollte es anders sein, sie können nicht ohne einander. Doch die Stadt entzweit sie.

これは俺の町だ。
„Dies ist meine Stadt.“ Stadtplanung in Japan: geldbestimmt. Die Klauen des Kapitalismus greifen nach Takaramachi, ein riesiger Vergnügungspark für Kinder soll entstehen, wo u.a. der von Yakuza Suzuki alias ネズミ („Ratte“) nostalgisch verehrte Stripclub steht. Und dabei steckt noch sein eigenes Syndikat dahinter! Dem skrupellosen Planer ist das dunkle Potenzial von Kuro, aber auch Shiro zuviel und er entsendet übermenschliche Kampfmaschinen. Die Polizei greift ein und nimmt Shiro in Schutzgewahrsam, als Kuros Durst nach Blut erwacht.
Tekkon

Tekkon

Tekkon

そこから何が見える。
„Was kannst du von dort aus sehen?“ Takaramachi wird zu dem Angelpunkt der Geschichte von Kuro, Shiro und einer Vielzahl von weiteren Charakteren, die in der Stadt auf der Suche sind. Nach Ruhe, Glück, Geld, Macht, der eigenen Vergangenheit oder einem Ausweg. Sie ist nicht bloß Bühne für einen Episodenfilm; ohnehin ist hier alles zu verstrickt um Episodenhaftigkeit zu riskieren. Die Motive überkreuzen sich, widerstreben sich wie die Charaktere Shiro und Kuro, für deren so dringend notwendige Verbindung die Stadt zunehmend zum Nemesis wird. Kuro hat die fehlenden Schrauben zu Shiros Herz, der Zuschauer bei jedem Sehen seine eigenen Schrauben, die den Film auf neuen Ebenen funktionieren und wirken lassen. Und das inmitten eines Filmes, der Gangster, rotznasige Kinder und geschwungene Eisenstangen präsentiert.

Die Hintergründe aus der Feder Kimura Shinjis sind umwerfend, sie vermitteln genau das Gefühl von Leben und Relevanz, das Takaramachi braucht. Darüber die ungewöhnlichen Characterdesigns, die an den Mangaursprung der Geschichte erinnern und mehr als einmal gestalterische Einfälle, wie sie das Animegenre wohl seit Jahren nicht gesehen hat. Nicht zu vergessen, der veredelnde Soundtrack der britischen Band Plaid. Tekkon Kinkreet ist vielleicht der große moderne Animeklassiker dieses Jahrzehnts.

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

Credits

content: Philipp Klueglein 2006-2013
Fonts used: Baskerville, Futura, 'Cardboarder' by kix, 'Frigate True Type Katakana 3D'

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