Montag, 23. August 2010

Ja, mir san mim Radl da

road rash 2 cover Spiel: Road Rash 2

Konsole: Sega Mega Drive

Version: jap.

Erschienen: 1992

Genre: Rennspiel

Wertung: 8/10


Obwohl ich doch der Meinung bin, dass der Übergang der Spielewelt ins Dreidimensionale vor allem dem Rennspiel-Genre geholfen hat, suche ich hin und wieder bewusst den Charme eigentlich zweidimensionaler, aber Dreidimensionalität vorgaukelnder 16 Bit Racer. Auf dem Mega Drive habe ich eine Liebe zu Yu Suzukis Überklassiker Out Run entwickelt, doch im Sinne der Abwechslung wanderte ganz schnell ein Road Rash 2 über die Ladentheke von Akihabaras Mandarake-Laden, als ich den günstigen Preis erspähte. 1992 von Electronic Arts veröffentlicht, markiert das Spiel den mittleren und beliebtesten Teil der Trilogie auf dem Mega Drive. Später folgte ein dreidimensionaler Ausflug auf dem 3DO, Saturn und PlayStation, sowie eine seltsam anmutende N64-Episode. Danach verschwand die Serie von der Bildfläche, was vielleicht auch ganz gut so ist, wenn man EAs Sequelwut bedenkt, die mittlerweile z.B. geschätzte drölftausend Need for Speed Episoden zeitigte.

Bei Road Rash geht’s um illegale Motorradrennen auf natürlich öffentlichen Straßen, auf denen ihr mit harten Bandagen versucht, euch gegen 14 Konkurrenten durchzusetzen und die Preisgelder der vorderen Plätze zu kassieren. Mit der Kohle kauft ihr euch neue fahrbare Untersätze, die ihr mit jedem Levelaufstieg bitter benötigen werdet. Habt ihr euch nämlich auf den fünf Strecken qualifiziert, geht es ein Level höher mit längeren Versionen der Strecken, fieseren Gegnern und Polizisten, mehr Verkehr und Hindernissen auf der Strecke und so weiter. Allgemein sind Amerikas Straßen hier in einem Besorgnis erregenden Zustand. Absperrungen, Gerümpel und festgenageltes (vor Angst erstarrtes?) Wild säumen die Strecken. Zum Glück ist die Steuerung sehr direkt und macht schnelle Ausweichmanöver möglich, wenngleich nicht einfach. Zum einen werfen euch allzu ruppige Lenkversuche bei hohen Geschwindigkeiten flugs vom Gefährt, zum anderen wollt ihr auch nicht mit den anderen Fahrern zusammenstoßen, da ihr fast immer den Kürzeren zieht. road rash 2 screenshot 1

road rash 2 screenshot 2

Eine Besonderheit der Strecken ist auch das vertikale Element, das auch in Out Run nicht derart stark integriert war. Andauernd geht es auf und ab; ihr springt über Kuppen und hofft, nicht im Gegenverkehr zu landen. Während das den dreidimensionalen Effekt merkbar verstärkt, leidet die Sicht extrem. Hinter Kuppen plötzlich auftauchende Hindernisse (vor allem Gegenverkehr) sind an der Tagesordnung und geben euch vor allem auf den späteren, schnelleren Levels praktisch keine Reaktionszeit. So spielt das Glück leider im späteren Spielverlauf keine geringe Rolle. Auch die Gegner können gewaltig nerven. Im Vergleich zum Erstling neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, nicht mehr nur Fausthiebe und Tritte zu verteilen, sondern den Gegnern auch mit Schlagstock oder einer sehr wirksamen Kette zuzusetzen, sobald ihr sie einem der Gegner abgeluchst habt. So ist es sogar möglich die Gegner komplett vom Gefährt zu holen (oder sie euch). Nicht jeder rückt euch aber so sehr auf den Pelz. Alle Gegner haben Namen und stehen unterschiedlich zu euch, was dem Spiel Tiefe und Persönlichkeit gibt. Je nach Situation liegen dann auch Schadenfreude und Frusterlebnisse nah beieinander. Für wahnwitzige Situationen ist allemal gesorgt. Mein persönliches Highlight war, kurz vor Ende eines Rennens mit mehreren Nitroschüben vom fünften auf den ersten Platz zu schießen, meine Maschine an einem Hindernis zu zerstören und dabei aber selbst nach dem Aufprall bis ins Ziel zu fliegen, was selbstredend auch noch gewertet wurde. Wer liebt solche Momente nicht?

Die fünf Level addieren sich zu 25 Rennen, die ihr meistern müsst um den Abspann zu sehen. Klingt nach wenig, doch sind meistens (und vor allem im letzten Level) wirklich viele Versuche nötig bis ihr es ganz nach vorne schafft. Zerstörte Maschinen oder Strafzettel zehren an eurem Konto, das bei 0 angekommen ein Game Over einläutet. Besser also nach jedem gewonnenen Rennen das Passwort notiert und schon kann stressfrei immer und immer wieder probiert werden. Da auch nicht qualifizierte aber halbwegs gute Platzierungen Kohle einbringen, habt ihr zumindest nicht das Gefühl komplett stillzustehen. Erst ganz am Ende kann doch Frust aufkommen.
An mehrere Modi für zwei Spieler per Splitscreen hat EA auch gedacht. Auf diese hatte ich mich besonders gefreut, musste aber leider feststellen, dass die ohnehin nicht immer tolle Bildrate hier noch mehr leidet und schon fast zur Diashow wird. Wirklich schade! Immerhin lässt sich auch abwechselnd spielen. Das Spiel gestaltet sich grafisch sonst zudem ein wenig pixelig, doch die hohe Geschwindigkeit lässt dies auf dieser Hardware verschmerzen. Ziemlich cool finde ich die Musik mit ihrer Nutzung von Bass und Schlagzeug. Der Song auf dem Titelscreen klingt fast nach Joy Division. Kein absolutes Highlight in der Mega Drive Bibliothek, aber schon unter den besseren Soundtracks.

Zusammenfassend ist Road Rash 2 ein hervorragender Racer, der seinen Mangel an Fairness durch Adrenalinschübe wieder wett macht, lange an die Konsole fesseln kann und somit in jede gut sortierte Mega Drive Sammlung gehört.

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

Credits

content: Philipp Klueglein 2006-2013
Fonts used: Baskerville, Futura, 'Cardboarder' by kix, 'Frigate True Type Katakana 3D'

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