Hardware

Freitag, 10. August 2012

Intergenerational Frankenstein Sega Stickswap



Ziel dieses Projekts war ein günstiger, aber guter Arcade Stick für mein geliebtes Mega Drive. Einen wohl recht guten Stick gibt es sogar auf ebay zu kaufen, allerdings eher nicht günstig: die japanische Version des Arcade Power Stick. Warum kostet die mehr als doppelt so viel wie die westlichen Versionen? Weil Sega die Märkte, auf denen sie zu 16-Bit-Zeiten die meiste Kohle machten, zumindest hier zweitklassig behandelte. Statt einer Spielhallen-gerechten Stickeinheit mit Microschaltern, wie sie in der japanischen Version zu finden ist, bekamen Amerikaner und Europäer ein seltsames Konstrukt, bei dem eine runde Scheibe Kontakte auf einer Platine drückt, wie bei einem normalen Digikreuz. Das spielt sich ungefähr so, als würde man mit einem Baseballschläger in einer Tonne Teer herumrühren. Da auch die Buttons mit der schnöden Platinenvariante statt Schaltern arbeiten (und irgendein Vorbesitzer hier größere Schäden angerichtet hat), sollten also Stick und Buttons getauscht werden gegen Ersatzteile, die ich noch aus meinem Dreamcast-Stick hatte (jener erfreut sich an hochwertigen Sanwa-Parts). Der Rest dieses Zubehörteils ist übrigens durchaus nett: der Metallboden verleiht ihm ein ordentliches Gewicht, die Oberseite aus Plastik ist stabil genug und bietet ausreichend Platz zum Ablegen der linken Hand, und die Kabellänge von zwei Meter war damals schon das höchste der Gefühle.

Nachdem ich die alte Stickeinheit mit dem Dremel absägen musste da sich kein Teil schrauben ließ, sondern scheinbar mit Kleber aus NASA-Entwicklung bombenfest verbunden war, hatte ich eine Platine, Plastikschale mit Buttons und den Metallboden übrig. Die Plastikteile gingen erstmal baden mit Spüli. Außerdem wurde die am Metallboden festgenietete Verstärkung für die alte Stickeinheit mittels Zange und roher Gewalt entfernt.

Danach geriet zur sicheren Erkenntnis, was ich bereits befürchtet hatte: in das recht niedrige Gehäuse passt der Dreamcast-Stick nie und nimmer, ebenso wenig wohl die gängigen Sticks von Sanwa und Seimitsu. Irgendeine extrem platzsparende Lösung musste her. Diese könnt Ihr im Foto sehen: die runde, konkave Öffnung in der Oberschale des Gehäuses eignet sich tatsächlich als ein Teil der Stickkonstruktion selbst.


Innen habe ich eine weitere Schicht Plastik eingesetzt. In dem Foto ist das noch ein Teil einer CD-Hülle, ehe mir das Licht aufging dass sich eine CD wegen ihres sauberen Lochs in der Mitte viel besser eignet. Der Stick hat ein wenig mehr Spiel in der neutralen Position, verrichtet aber sonst bestens seinen Dienst.

Als nächstes ging es an das Fixieren der Microschalter-Platine (welche die Richtungssignale erfasst und an die Hauptplatine weitergibt) und der Schablone (welche den Radius der Stickbewegung bestimmt). Beide werden einfach ineinander gesteckt und lösen sich schonmal nicht voneinander. Ich wollte keine Schrauben aus der Gehäuseoberfläche herausragen haben, daher musste eine andere Lösung her zur Befestigung der beiden Teile. Netterweise hat Sega diese bereits dazugepackt: die Plastikscheibe, in der vorher die Platine des Sticks steckte, wurde kurzerhand um ein großes Loch in der Mitte und vier weitere Bohrungen erweitert. Die Schablone wird an diese Scheibe geschraubt und die Scheibe wiederum in die selben Plastiknubsis, in denen sie sonst auch verschraubt wäre. Dafür waren längere Schrauben nötig und das ganze sieht recht abenteuerlich aus, hält aber auch grobem Gerüttel am Stick stand. Übrigens wurde der Radius des DC-Sticks bereits vor Jahren mit einem kleinen Mod verkleinert. Der letzte Schritt war das passende Löten der fünf Kabel zwischen den beiden Platinen.


Nun waren die Buttons dran. Die Hauptplatine ließ sich schlecht im Gehäuse verlagern, zumal drei LEDs fest mit Plastikhülsen verbaut sind und ich die Tasten für Start und Dauerfeuer nicht unbedingt mit Microschaltern versehen wollte. Um aber solche netten Schalter zwischen die Platine und die ABC-Buttons zu bekommen, musste eine Kompromisslösung her. Die Innenseite der Buttons wurde ausgeschliffen, so dass die Schalter zu einem großen Teil darin verschwinden. Die drei Microschalter ließen sich nun direkt auf die Kontakte der Platine löten und wurden zusätzlich mit Heißkleber stabilisiert. Übrigens wird auf die Rückseite der Platine bereits ab Werk eine Verstärkung geschraubt hinter die Kontaktflächen der Actionbuttons, so dass man sich keine Sorgen machen muss um die Stabilität des Ganzen. Es bleibt aber eine sehr enge Angelegenheit und man muss aufpassen, die Platine nicht zu fest einzuschrauben.


Wie spielt sich das Ganze nun? Besser als vorher zumindest, will ich meinen. Die Stickeinheit spielt sich nicht so wunderbar geschmeidig wie eine Sanwa, ist aber nicht zu verachten. Die Buttons haben einen extrem geringen Weg, bloßes Antippen reicht bereits. Insgesamt war der Mod vor allem eine mechanische Herausforderung und es würde wohl mehr Sinn machen, auf ein ganz anderes Gehäuse zurückzugreifen, hochwertige Parts von Sanwa oder Seimitsu zu verwenden, und mit einem Padhack einer beliebigen Platine aus einem MD-Controller einzubinden. Das kostet aber auch mehr. Gemessen an der Ausgangslage des Materials ist das Projekt absolut geglückt.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Krachspielzeug

shinse1 Name: Gakken SX-150

Produktart: Analog-Synthesizer

Hersteller: Otona no Kagaku (Magazin)

Preis: 3360¥

In einem Buchladen in Hiroshima durchkämmte ich gerade die Zeitschriftenabteilung auf der Suche nach der aktuellen Studio Voice, als mir ein Stapel roter Kartons auffiel. Offensichtlich war das nicht nur eine Zeitschrift, denn das vorne abgebildete „Extra“ weckte sofort mein Interesse: ein Mini-Synthesizer! Ich vergaß Studio Voice und brachte das 3360¥ teure Paket zur Kasse.

Tatsächlich handelt es sich bei der Publikation um eine Sonderausgabe der Zeitschrift 大人の科学 (Otona no kagaku, „Wissenschaft für Erwachsene“), die sich auf 126 Seiten mit dem Thema Synthesizer auseinandersetzt. Erklärungen der zugrundeliegenden Technik, ein geschichtlicher Abriss der Entwicklung von Synthies und elektronischer Musik, Interviews mit Musikern und auch Texte zu anderen neuartigen „Instrumenten“ im weitesten Sinne fügen sich zu einem sehr schön gestalteten, theoretisch auch informativen Büchlein zusammen. Theoretisch, weil natürlich komplett auf japanisch. Mit dabei ist auch eine Anleitung zum Zusammenbauen des beiliegenden Analogsynthesizers „Gakken SX-150“.

Richtig gelesen, erstmal will das Teil assimiliert werden. Macht aber garnichts, den Lötkolben könnt ihr stecken lassen! Ein wenig Schrauben und Stecken, vier gängige AA-Batterien eingesetzt und fertig ist der kleine Krachmacher. Als Instrument würde man ihn in diesem Zustand kaum bezeichnen können. Töne bekommt ihr durch Kontakt des Stiftes mit dem Metallpanel, per Drehknöpfen manipuliert ihr einige Toneigenschaften wie Attack, Decay oder LFO Rate. Damit lassen sich schon einige Töne erzeugen, nur eben keine tonale Musik spielen. Etwas mehr Abwechslung verspricht das Anschließen einer externen Tonquelle wie etwa dem Mini-Teremin, das der vorhergehenden Ausgabe beilag. Mit anderen Quellen als dieser (ich besitze das Teremin nicht) könnte man allerdings Probleme haben: Der kleine Gakken ist ein gieriger Bursche und verlangt sehr starke Signale, ein Verstärker ist praktisch Pflicht! Aus Mangel des entsprechenden Adapters konnte ich bislang nur versuchen, den Vorverstärker vom Plattenspieler zu zweckentfremden, was ganz gut funktioniert. Wobei es auch hier auf das Signal ankommt, teilweise kriegt ihr nur Rauschen, dann wieder faszinierende Klänge. Macht auf jeden Fall Spaß, wenn man es mal hinbekommt!





Was die Verarbeitung angeht, so fällt zunächst mal der nicht so tolle Lautsprecher auf. Da ihr aber auch eine Output-Buchse habt, stört das nicht groß, zumal der Sound dann erstaunlich gut wird. Etwas billig wirkt das Fehlen eines echten Bodens, lediglich eine Pappscheibe schließt das Gerät unten ab. Dann wiederum stellt sich aber auch die Frage, was man von einem so günstigen Kit erwarten will. Was mir extrem gut gefällt ist, wie bereits in der Zeitschrift zum Modifizieren angeregt wird, unter anderem mit einem Beitrag von Maywa Denki. Diese Förderung der Aneignung von Technologien findet man so explizit nur selten und hat hier auch außerhalb Japans, wie diverse englischsprachige Seiten beweisen, Anklang gefunden. Einige Mods habe ich unten verlinkt. Wer sich dieses nette Spielzeug auch gerne holen möchte, wird z.B. für 55$ noch beim Shop makershed fündig, auf ebay sah man das Teil schon für über 100€ weggehen. Ein Instant-Kult-Produkt sozusagen.

Links:
Offizielle Seite inkl. Videos
Video zur Ext. Source und Audioausgang des SX-150
Button-mod bei "Make Blog"
Video von einem Keyboard-Mod

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Happy Birthday, Mega Doraibu!

Heute wird Segas erfolgreichste Konsole, das Sega Mega Drive, genau 20 Jahre alt. Statt nun ein Stück Geburtstagstorte in den Modulschacht zu stopfen, lasse ich lieber meine eigenen Gedanken zum Ehrentag schweifen.

Schon verrückt, wenn ich mir denke, dass diese Technik gerade mal drei Jahre jünger ist als ich selbst. Meine Videospielleidenschaft war mit drei Jahren nun noch nicht so ausgeprägt, so dass ich erst in den späteren Grundschuljahren bei Freunden das Gerät zu Gesicht bekam. Die Mega Driver, das waren immer die Coolen. Klar, auf dem SNES konnte man auch Spaß haben, aber zu keinem Zeitpunkt konnte mir der pummelige Klempner ein ungläubiges "Wow!" abringen, wie es die Chemical Plant Zone in Sonic 2 sofort schaffte ("Ich bin schneller als der Bildschiiiiirm!"). Die Frage MD vs SNES stellte sich für mich somit nie, Weihnachten 1995 (ich 10 Jahre alt, das MD in Japan schon sieben!) musste die schwarze Traumkiste her. Damals war eigentlich die Konsolenwelt schon am erst zögerlichen, bald erdrutschartigen Übergang in die polygonale 3D/ 32-Bit Ära, doch 1. waren die Preise der neuen Konsolen für ein zehnjähriges Kind jenseits des Vorstellbaren und 2. ließen mich die ersten Bilder der noch kantigen, neuen Welt (Virtua Fighter, furchtbar!) völlig kalt im Vergleich zu den wunderschönen 2D-Welten, die mittlerweile ein so hohes Niveau erreicht hatten.

Nun war ich damals aber nicht gerade das, was man einen Genießer nennt. Die Spiele wurden schnell immer günstiger und da ich damals keine anderen Interessen hatte, kaufte ich Spiel nach Spiel und verbrachte selten mehr als zwei, drei Stunden mit einem Titel. Dass mir dennoch einige Perlen noch jahrelang in Erinnerung blieben, verdeutlicht wohl das Qualitätshandwerk der Programmierer. Neben der klassischen Sonic-Trilogie waren es vor allem Toejam & Earl 2 (ein ziemlich buntes Jump n Run) und Earthworm Jim, die mich begeisterten und auch heute zu meinen Favoriten zählen.

Als Hochgeschwindigkeits-Konsum-Kind das ich war, verkaufte ich die Konsole samt aller Spiele schon nach einem Jahr, um nun doch auf den Sega Saturn umzusteigen. Damals machte mich das glücklich, doch mit dem Alter kommt bekanntlich gerne die Nostalgie, mit dem Arbeiten das Geld und mit dem Geld der zweite Kauf der selben Konsole. Das war Anfang 2006, diesmal mein Lieblingsmodell (das erste) in der japanischen Version, die mir geschmeidige 60 Hz und großartige Importspiele ermöglicht. Sowohl was das Spielen als auch das Sammeln angeht, hat sich das Mega Drive schnell zu meiner Lieblingskonsole entwickelt. Für Sammler ist es einfach ein Traum: die soliden Plastikhüllen lassen Nintendos selten bekloppte Papphüllen einfach nur billig wirken und schonen Sammlernerven, außerdem gibt es viele Toptitel komplett für 5€ und selbst die seltenen (und dabei spielenswerten) Module bleiben meist unter der Schmerzgrenze. Und spielerisch konnte ich neben etlichen Klassikern wie Probotector oder Thunderforce auch manche Obskurität wie Michael Jackson's Moonwalker oder den feinen Dungeoncrawler Madou Monogatari I entdecken.

Als Geburtstagsgeschenk an das MD und als quasi-Weihnachtsgeschenk an alle seine Fans erscheint am 24.12. diesen Jahres das 100% von Liebhabern selbstgemachte Rollenspiel 'Pier Solar' als fettes 64MB-Modul inklusive Hülle nach Wunsch (amerikanisch/ japanisch/ europäische Gestaltung) zum äußerst fairen Preis, da es sich um ein unkommerzielles Projekt handelt. Was man bisher davon sehen konnte sah nicht nur liebevoll, sondern auch sehr professionell gemacht aus. Auf der offiziellen Seite findet ihr alle Informationen:
www.piersolar.com

Und wer Lust bekommen hat, tiefer in die Welt des Mega Drives einzutauchen, dem empfehle ich die wohl beste Internetseite zum Thema:
www.sega-16.com

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

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content: Philipp Klueglein 2006-2013
Fonts used: Baskerville, Futura, 'Cardboarder' by kix, 'Frigate True Type Katakana 3D'

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