Intergenerational Frankenstein Sega Stickswap
Ziel dieses Projekts war ein günstiger, aber guter Arcade Stick für mein geliebtes Mega Drive. Einen wohl recht guten Stick gibt es sogar auf ebay zu kaufen, allerdings eher nicht günstig: die japanische Version des Arcade Power Stick. Warum kostet die mehr als doppelt so viel wie die westlichen Versionen? Weil Sega die Märkte, auf denen sie zu 16-Bit-Zeiten die meiste Kohle machten, zumindest hier zweitklassig behandelte. Statt einer Spielhallen-gerechten Stickeinheit mit Microschaltern, wie sie in der japanischen Version zu finden ist, bekamen Amerikaner und Europäer ein seltsames Konstrukt, bei dem eine runde Scheibe Kontakte auf einer Platine drückt, wie bei einem normalen Digikreuz. Das spielt sich ungefähr so, als würde man mit einem Baseballschläger in einer Tonne Teer herumrühren. Da auch die Buttons mit der schnöden Platinenvariante statt Schaltern arbeiten (und irgendein Vorbesitzer hier größere Schäden angerichtet hat), sollten also Stick und Buttons getauscht werden gegen Ersatzteile, die ich noch aus meinem Dreamcast-Stick hatte (jener erfreut sich an hochwertigen Sanwa-Parts). Der Rest dieses Zubehörteils ist übrigens durchaus nett: der Metallboden verleiht ihm ein ordentliches Gewicht, die Oberseite aus Plastik ist stabil genug und bietet ausreichend Platz zum Ablegen der linken Hand, und die Kabellänge von zwei Meter war damals schon das höchste der Gefühle.
Nachdem ich die alte Stickeinheit mit dem Dremel absägen musste da sich kein Teil schrauben ließ, sondern scheinbar mit Kleber aus NASA-Entwicklung bombenfest verbunden war, hatte ich eine Platine, Plastikschale mit Buttons und den Metallboden übrig. Die Plastikteile gingen erstmal baden mit Spüli. Außerdem wurde die am Metallboden festgenietete Verstärkung für die alte Stickeinheit mittels Zange und roher Gewalt entfernt.
Danach geriet zur sicheren Erkenntnis, was ich bereits befürchtet hatte: in das recht niedrige Gehäuse passt der Dreamcast-Stick nie und nimmer, ebenso wenig wohl die gängigen Sticks von Sanwa und Seimitsu. Irgendeine extrem platzsparende Lösung musste her. Diese könnt Ihr im Foto sehen: die runde, konkave Öffnung in der Oberschale des Gehäuses eignet sich tatsächlich als ein Teil der Stickkonstruktion selbst.
Innen habe ich eine weitere Schicht Plastik eingesetzt. In dem Foto ist das noch ein Teil einer CD-Hülle, ehe mir das Licht aufging dass sich eine CD wegen ihres sauberen Lochs in der Mitte viel besser eignet. Der Stick hat ein wenig mehr Spiel in der neutralen Position, verrichtet aber sonst bestens seinen Dienst.
Als nächstes ging es an das Fixieren der Microschalter-Platine (welche die Richtungssignale erfasst und an die Hauptplatine weitergibt) und der Schablone (welche den Radius der Stickbewegung bestimmt). Beide werden einfach ineinander gesteckt und lösen sich schonmal nicht voneinander. Ich wollte keine Schrauben aus der Gehäuseoberfläche herausragen haben, daher musste eine andere Lösung her zur Befestigung der beiden Teile. Netterweise hat Sega diese bereits dazugepackt: die Plastikscheibe, in der vorher die Platine des Sticks steckte, wurde kurzerhand um ein großes Loch in der Mitte und vier weitere Bohrungen erweitert. Die Schablone wird an diese Scheibe geschraubt und die Scheibe wiederum in die selben Plastiknubsis, in denen sie sonst auch verschraubt wäre. Dafür waren längere Schrauben nötig und das ganze sieht recht abenteuerlich aus, hält aber auch grobem Gerüttel am Stick stand. Übrigens wurde der Radius des DC-Sticks bereits vor Jahren mit einem kleinen Mod verkleinert. Der letzte Schritt war das passende Löten der fünf Kabel zwischen den beiden Platinen.
Nun waren die Buttons dran. Die Hauptplatine ließ sich schlecht im Gehäuse verlagern, zumal drei LEDs fest mit Plastikhülsen verbaut sind und ich die Tasten für Start und Dauerfeuer nicht unbedingt mit Microschaltern versehen wollte. Um aber solche netten Schalter zwischen die Platine und die ABC-Buttons zu bekommen, musste eine Kompromisslösung her. Die Innenseite der Buttons wurde ausgeschliffen, so dass die Schalter zu einem großen Teil darin verschwinden. Die drei Microschalter ließen sich nun direkt auf die Kontakte der Platine löten und wurden zusätzlich mit Heißkleber stabilisiert. Übrigens wird auf die Rückseite der Platine bereits ab Werk eine Verstärkung geschraubt hinter die Kontaktflächen der Actionbuttons, so dass man sich keine Sorgen machen muss um die Stabilität des Ganzen. Es bleibt aber eine sehr enge Angelegenheit und man muss aufpassen, die Platine nicht zu fest einzuschrauben.
Wie spielt sich das Ganze nun? Besser als vorher zumindest, will ich meinen. Die Stickeinheit spielt sich nicht so wunderbar geschmeidig wie eine Sanwa, ist aber nicht zu verachten. Die Buttons haben einen extrem geringen Weg, bloßes Antippen reicht bereits. Insgesamt war der Mod vor allem eine mechanische Herausforderung und es würde wohl mehr Sinn machen, auf ein ganz anderes Gehäuse zurückzugreifen, hochwertige Parts von Sanwa oder Seimitsu zu verwenden, und mit einem Padhack einer beliebigen Platine aus einem MD-Controller einzubinden. Das kostet aber auch mehr. Gemessen an der Ausgangslage des Materials ist das Projekt absolut geglückt.
sutereo - 10. Aug, 13:03