Dienstag, 29. August 2006

Drive Like Jehu - Yank Crime

Wer waren eigentlich Drive Like Jehu? Irgendwann reichte es mir. Immer diese Referenzen an diese ominösen Pioniere, für dies und das. Screamo, Math, anspruchsvoller Hardcore, bla bla. Waren das Drive Like Jehu? Ich bin zu jung und unerfahren, um nun darüber zu richten. Fakt ist, sie haben zwei Alben aufgenommen. Das zweite heißt Yank Crime. Nachdem es 15 Monate in meinem Besitz verweilt, traue ich mir zu Worte zu finden, die dieses Ding hier annähernd beschreiben könnten.

Der erste Song heißt "Here Come The Rome Plows", was mir genausoviel sagt wie Bandname und Albumtitel. Er dauert fünf Minuten und vierundvierzig Sekunden. Eine hinterfotzige Bassline kickt einen ins Stück, das nach acht Sekunden von einem Hornissenschwarm überfallen wird. Oder sind das Gitarren? Der Schlagzeuger zuckt mit den Achseln und animiert lieber zum Fußwippen in der gehobenen Geschwindigkeitsklasse. Zu den Hornissen gesellen sich Termiten, die nun an deinen Stuhlbeinen knabbern. Erste Erkenntnis: Das Drive im Bandnamen kommt nicht von ungefähr, sondern von ziemlich genau diesem Groove da. "Here come the rome plows, rome plows, ROME PLOWS!". Jetzt sollte es aber jeder verstanden haben. Nein? Fragen stellen können die Herren aber auch: "Do You Compute". Ein monotones Gitarrenriff krakelt auf der Tafel rum, während sich geradezu entspannt die Rhythmusfraktion einspielt. Jetzt passiert etwas Unvorhergesehenes: Der Ausbruch erfolgt mit wankenden Tönen, in deren Schieflage man sich fast wohlfühlen kann. Die Sirenen läuten trotzdem noch, auch in diesem Song. Sieben Minuten und zwölf Sekunden. Spannungen aufbauen und fallen lassen, eruptive Breitseiten und versöhnliche, aber nie einschmeichelnde Zerfaserungen. Sonic Youth und Refused. Vorher und Nachher. Hier kommt man mit mindestens einem blauen Auge davon.

"Golden Brown", das ist fast ein Hit. Doch, echt, dazu kann man ziemlich zackig tanzen. Dann kommt ein kleiner Bastard namens "LUAU", der in seinen neun Minuten und siebenundzwanzig Sekunden Schweißausbrüche provoziert. Ja, der Typ singt da tatsächlich immer wieder "Aloha! Suit Up! Luau, luau". Stop and go Rhythmus, Mitgröhlrefrain, brutales Gefrickel zum Ende hin. Ein Song wie Ausdauertraining. Und wie geht das bitte noch weiter? Nicht schlechter. Im späteren Verlauf spannen wir beim "New Intro" aus, widmen uns in "New Math" der Chaostheorie und lassen uns vom feingliedrigen, ja, wunderschönen "Sinews" die Schuhe ausziehen. Die CD Fassung kommt mit drei Bonustracks, u.a. einer alternativen, noch besseren und ungeschliffeneren Sinews-version sowie dem geradlinig rasenden "Bullet Train To Vegas".

In seiner Gesamtlänge ist Yank Crime, nicht zuletzt wegen drei obendraufgesetzten Bonustracks, nicht ganz einfach zu hören. Könnte auch ein Qualitätsmerkmal sein? Prädikat, jedenfalls:
Geheimtipp, Klassiker, verdammt großes Ding.

8/10
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