Mann, Frau, Aal
Film: Der Aal (うなぎ) Medium: DVD, deutsch bei Alamode Films Laufzeit: 110 min Regie: Shohei Imamura Genre: Drama Wertung: 8/10 |
Anonyme Briefe leiten den Büroangestellten Takuro Yamashita auf die Spur, dass seine Frau ihn mit einem anderen Mann betrügt. Schließlich kehrt er früher von einem Angelausflug zurück und findet seine Befürchtungen bestätigt. Im Wahn sticht er mit einem Messer erst auf den Mann ein, dann ersticht er seine Frau, die auf der Stelle stirbt. Scheinbar seelenruhig fährt er zur nächsten Polizeistation und stellt sich. Acht Jahre muss er ins Gefängnis, wo er das Friseurhandwerk lernt und sich im Teich einen Aal hält. Von der Menschheit enttäuscht, wird der Aal sein engster Freund. Als er auf Bewährung entlassen wird, renoviert er in einem Dorf einen alten Friseursalon und versucht unter Aufsicht seines Bewährungshelfers, dem kauzigen Priester des örtlichen Tempels, wieder den Weg ins Leben zurück zu finden.
Abgesehen von der ziemlich blutigen Szene zu Beginn des Filmes wählt Regisseur Imamura geradezu nüchtern dokumentierende, fast nie stilisierende und umso ehrlichere Bilder, die dem Zuschauer Nähe vermitteln trotz eines beispiellos unnahbaren Hauptcharakters. Ein paar beiläufige Fakten zum Leben des Aals als Parallele zu Takuros Leben müssen reichen als poetisches Moment. Viele Szenen balancieren auf der Grenzlinie des Komischen und der Katastrophe; die Beziehung zwischen Keiko und Takuro ist fast garnicht als solche zu bezeichnen und hält einen trotzdem in ihrem Bann. Sparsame musikalische Untermalung und, bis auf wenige Szenen in Tokyo, die Beschränkung auf wenige Schauplätze in der ländlichen Umgebung unterstreichen den isolierten Charakter Takuros, der sich in seinem neuen Leben genauso beobachtet fühlt wie im Gefängnis. Bei aller Einfachheit des Filmes werden seine Charaktere umso komplizierter und unbequemer, überhaupt ist das hier kein Gutfühl-Film. Aber auch kein plakativer Tränenquetscher, vielmehr ein unaufdringlich schöner Film mit sehr eigenen Perspektiven menschlicher Nähe.
Die DVD von Alamode Film kostet zwar mittlerweile nicht mehr so unverschämt viel, ausstattungsmäßig spart sie aber auch ordentlich. Deutsche Untertitel oder Synchro, dazu Kapitelauswahl und eine Trailershow des Labels, mehr steckt nicht auf dem Silberling. Macht aber auch nichts, denn der Film, der sich in Cannes eine Goldene Palme abholen durfte, gehört zu den sehenswerteren Dramen aus Nippon und müffelt dabei nicht nach der harten Bestuhlung eines Indie-Kinos. Dafür Daumen nach oben.
sutereo - 19. Jul, 11:41