Freitag, 2. März 2007

so this is the new year

Ist das etwa der erste Eintrag im Jahr 2007? Was war passiert?

Nun, die ersten beiden Monate des Jahres waren musikalisch gesehen nicht gerade die aufregendsten meines Lebens. Ein guter Teil meiner Sammlung ödete mich an und selbst die wirklich guten Konzerte von the Album Leaf und den Decemberists vermochten es nicht mich aus der Lustlosigkeit zu befreien. Das exzellente "Cryptograms" Album von Deerhunter ließ mich immerhin mit seiner konstanten Schieflage und einem teils grandiosen Sog akutischer Überladung aufhorchen. Und bei "Just Like Honey", dem ersten Song auf dem Jesus and Mary Chain Debut "Psychocandy", habe ich stets die zugehörigen Bilder aus dem Film Lost in Translation im Kopf und will sofort nach Tokyo jetten um dort melancholisch durch die Nacht zu wandern. Heute gab´s dann einen kleinen Einkaufsbummel als Belohnung für´s Job hinschmeißen, was mir ja nun zusammen mit den Semesterferien viel Zeit gibt für die schönen Dinge im Leben. Neue Musik zum Beispiel.

Bei den Neuheiten musste natürlich sofort die neue Arcade Fire, "Neon Bible" mitgenommen werden. Auf die sechs Euronen teurere Special Edition verzichtete ich ausnahmsweise mal. Der erste Hördurchgang zu Hause war eher ernüchternd, jedoch traue ich dem zweiten Werk der Band ähnlich viel zu wie dem Erstling "Funeral". Den hatte ich seinerzeit im Laden angehört und war erst wenig angetan. Damals hörte ich gerade hauptsächlich Hardcore in Richtung Converge/ Dillinger Escape Plan etc... Und dann so ein Noch-Geheimtipp der Discoambitionen mit Einsätzen von Geige und französischem Gesang vermengte. Doch irgendwie schimmerte etwas magisches durch diese Songs, das mich dennoch zum Kauf verleitete. Heute hängt "Funeral" als Vinyl eingerahmt an meiner Wand zusammen mit zwei anderen absoluten Lieblingsalben der letzten Jahre. Ach ja, das Konzert von the Arcade Fire an meinem 20. Geburtstag war das wohl beste Liveerlebnis meines Lebens. Damit dürfte klar sein mit welchen Erwartungen ich an "Neon Bible" herangehe, aber auch dass Arcade Fire für mich immer mit längeren Einhörphasen verbunden sind.

Damit die Kanadiertruppe nicht so allein in der Einkaufstasche ist, kam noch der Tortoise-Klassiker "TNT" obendrauf. Nach diesem Stück suchte ich seit Monaten bei jedem Saturnbesuch, jedoch nie ambitioniert genug um es einfach zu bestellen. Heute war´s da und musste natürlich ungehört gekauft werden. Die erste viertel Stunde der 65 Minuten Spielezeit war ich hin und weg. Wunderschön verspielte, total entspannte Soundteppiche (dafür eins fuffzich ins Phrasenschwein) zum wegbeamen, aber gleichzeititg ein gutes Stück entfernt von allzu simpel-drögem Ambientgedudel. Den ersten Track kannte ich (ohne es vorher zu wissen) von meinem Lieblings-Skatevideo "Photosynthesis" (Alien Workshop), wo dieser das sehr hübsche Ende markierte. Sofort waren die Bilder da von diesen langen Sommerabenden, an denen man entspannt durch die Straßen rollte oder sich tatsächlich noch zu einer ernsthaften Session hinreißen ließ, obwohl einem längst die Hacken weh taten. Ich schweife ab... mittlerweile sind Tortoise beim vorletzten Track angekommen und nerven auf diesem dezent mit allzu viel Experiment und Perkussivität. Bei aller Lockerheit, auf die Gesamtspielzeit ist TNT doch ein größerer Brocken als man anfangs meinen könnte. Aber ein Liebhaberalbum, keine Frage. Das Cover ist wie ihr rechts sehen könnt weniger zum liebhaben. Oder soll es minimalistischen Charme versprühen? Ich war mir zunächst echt nicht sicher ob das ein offizielles Cover ist...

Weil ich immer noch was im Geldbeutel hatte musste zum Abrunden des Bummels noch das Debut von Amusement Parks On Fire dazu. Ich muss zugeben dass ich nicht allzu aufmerksam war beim ersten Hören. Klingt fürs erste ziemlich nach dem anderen Zeug von ihnen, also so wie das letzte Album "Out of the Angeles", denn mehr kenne ich eigentlich garnicht . Shoegazer-Dreampop der stellenweise ganz gut dröhnt, was ich absolut liebe. Hinzu kommt bei dieser Band eine Vorliebe für super-catchy Gesangsmelodien und auch mal ein tritt aufs Gaspedal, statt immer nur aufs Effektpedal. Aber keine Sorge, es bleibt alles im besten Tempo zum Träumen. Sehr hübsch auch die Pressequotes von den üblichen Verdächtigen (NME, Kerrang) auf dem Sticker: " Only one thing is certain - soon we will all be deaf". Ja aber bitte gerne doch! Das Teil kommt übrigens im Digipack ohne Booklet, dafür aber auch für schlanke 11€. Zumindest beim Weltbeherrscher-Elektronikladen, vielleicht auch billiger oder teurer wo anders.

Weitere erfreuliche Ereignisse der Woche waren der Erwerb eines Tickets fürs diesjährige Hurricane Festival, welches doch tatsächlich das erste Festival meines Lebens wird und bereits jetzt ein verdammt gutes Line Up verspricht. Mit dabei meine Spitzenreiter auf der "Einmal live sehen und sterben"-Liste, Sonic Youth. In diesem Fall sogar eventuell zwei mal sehen, denn am Donnerstag vor dem Festival spielen SY auch in München, was dazu verleitet die Chance auch zu nutzen. Schließlich sind die auch nicht mehr die Jüngsten *hust*. Daneben freue ich mich beim Hurricane unter anderem riesig auf Interpol, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe, Arcade Fire, ISIS und den Jammerlappen Conor ( = Bright Eyes).
Auf dass 2007 gut klingen möge! Hymnisch, aber nie verkitscht, mit all den tempowechseln die das Leben so mit sich bringt und ein paar ordentlichen Drones.
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