Mittwoch, 5. Dezember 2007

bunte bilder und sirupmusik

Nachdem ich bei einem Freund auch mal die aktuelle i-Pod-Generation mit ihren süßen Displays gesehen habe, wusste ich dass mal wieder ein i-tunes-Update fällig wird. Eigentlich benutze ich das Programm nur, um CDs auf meinen nun fast schon antiquierten Mini zu ziehen (der natürlich kein Farbdisplay hat) und so gut wie nie um Musik damit zu hören, aber die Coverflow-Option ist einfach mächtig cool! Auch wenn es einige Zeit in Anspruch nimmt, die Cover zusammenzusuchen und reinzuziehen: wenn man dann im Ergebnis die Cover so schick rumscrollen sieht, merkt man wieder, wie sehr man dem Apple-Chic verfallen ist. Nutzlosen Kram der hübsch aussieht fand ich eh schon immer super.

Ein Blick auf meinen sozusagen eigenen "Coverflow" rechts sagt mir, es wäre angebracht auch über musikalischen Inhalt mal wieder etwas beizutragen.

Pluramon - The Monstrous Surplus
Manchmal ist es wohl angebracht, sich nicht zu sehr von den schnöden Fakten der Albumentstehung beeinflussen zu lassen. Ob man Julia Hummer gut finden darf, habe ich mit mir bis heute nicht geklärt und dann ist da noch eine ehemalige Spex-Mitarbeiterin am Start... Soll uns aber alles egal sein (außer man mag Julias Stimme nicht), denn dieses Album ist richtig gut!

Der erste Song, 'Turn In', erinnert mich mit seiner zuckrigen Endlosmelodie und dem verzerrten Gesang der Amerikanerin Julee Cruise and Broken Social Scenes 'Anthems For A Seventeen Year Old Girl', aber auch an die üblichen Shoegazer-Genreverdächtigen. Anders gesagt, der Sound leiert und kratzt genau so viel, dass die Kitschpolizei nicht ausrücken muss und man trotzdem gemütlich dazu träumen kann. Mit 'If Time Was On My Side' gelingt Frau Hummer dann ein reichlich seltsames Kunststück. Im Grunde handelt es sich um einen relativ gleichförmigen und harmlosen Popsong, also die Art von Lied die bei mir nie länger als zwei Minuten sein darf weil es sonst langweilt. Paradoxerweise gefällt mir dieser Song aber gerade auf seine Länge hin gesehen (oder gehört). Vielleicht liegt es an den feinen Nuancen, die da doch verschoben werden? 'Drowning In You' macht aus Laptop-Gebrummel und ständig wiederhallenden Stimmfetzen einen wunderbar entrückten, dicht zugepackten Sturm im Wasserglas. Und mit dem seltsam betitelten "Fresh Aufhebung" steht in der Albummitte der nötige Bruch, der nachdrücklich betont, dass hier keine Malen-nach-Zahlen-Genreplatte serviert wird. Was da um den Spoken Word Beitrag an Geräuschen aufgebaut wird, ist noch nichtmal überambitioniertes Avantgardegedöns oder anstrengender Noiseterrorismus, sondern auf seine Weise wunderbar agil und frisch. Überhaupt ist der Computereinsatz auf diesem Album nie fehlplaziert, sondern stets eine große Bereicherung des Klangs.

Genau wie die Berliner Kollegen von Monoland lassen sich Pluramon nicht festlegen auf ein Schema, auch wenn ich Pluramon hier eine größere Affinität zu klaren Strukturen und Schönheit zuweisen würde als den etwas ausschweifenderen Monoland. Vielleicht ist damit The Monstrous Surplus auch weniger anspruchsvoll oder einzigartig. In erster Linie finde ich das Album einfach wunderbar kompakt. Es ist nicht mit schwachen Stücken gestreckt sondern packt einen für seine Spielzeit lieber derart liebevoll in Watte ein, dass es süchtig macht. Genau wie...

Miracle Fortress - Five Roses
Nach meinen ausschweifenden Bemerkungen zu Pluramon versuche ich mal, das hier kurz und bündig zu sagen: Wer Songs mag, die mit ihren schwelgerischen und unschuldigen Melodien fast zwangsweise einen 60er-Touch bekommen, jedoch mit diversen experimentellen Mutationen behaftet sind, der sollte dieser Pralinenschachtel von einem Album eine Chance geben.

Die Vergleiche zu Animal Collective und den viel zu guten Olivia Tremor Control drängen sich auf, doch bei Miracle Fortress steht die Hörungewohnheit immer hinten an und die Hymnen an erster Stelle. Auch hier gibts ordentlich digitale Unterstützung, wobei Five Roses aber eigentlich zu warm und direkt klingt, als dass man sich daran stören könnte. Lediglich die oft manipulierte Gesangsspur (so kann man doch nicht singen??) könnte für manche ein Kritikpunkt sein, ich finde aber, dass das ganze Soundgebilde nur auf diese Weise seine geniale Homogenität bewahren kann. Five Roses stellt sich für mich im Direktvergleich als das strahlendere, universalere Album dar, während Pluramon eher ein Stimmungsalbum ist.
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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

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