Sonntag, 12. Mai 2013

Vinyl and Coffee

sonic cover

„Schwarz und gut“ steht da, denn das eint Kaffee und Schallplatten. Außer, dass nicht jeder seinen Kaffee schwarz trinkt und Platten in allen Farben daher kommen. Hm. Trotzdem, hier ein paar Neuzugänge zur Plattenkiste, die mir heut den Nachmittag untermalt haben. Zum Kaffee schreib ich nichts weiter.

35007 - Liquid

Liquid, das passt grad so gut zum Münchner Wetter an diesem Sonntag. Diese Platte war definitiv der große Fund meines letzten Hamburg-Besuchs. Im dortigen empfehlenswerten Laden Slam stand sie direkt im Blickfeld, 16,90€ für ein gebrauchtes Exemplar. Teuer? Mitnichten, dieses Album ist sowohl auf LP als auch CD seit Jahren vergriffen und ruft gern mal Preise jenseits der 30€ auf. Die Auflage beim deutschen Label Stickman wird nicht so riesig gewesen sein, wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine holländische Band aus dem breiten Feld Psychedelic und Space-/ Stoner-Rock handelt.

Aber wie gut die sind! Seit der Panopticon von Isis hat kein Album für mich so sehr die perfekte Mischung hypnotischer Wiederholungen, instrumentaler Vielschichtigkeit und alles niederwalzender Gitarrentsunamis erreicht. Tsunami haben sie auch das erste der vier Stücke getauft und das passt definitiv. Den ersten Ausbruch zwischen den ruhigen Synthieklängen lässt man eher langsam dahinrollen, beim zweiten kommt mehr Noise ins Spiel. Der Dynamikumfang erinnert mich wiederum an das Young Team Album von Mogwai. Zwei mal hat es mich beim ersten Hören von Liquid aus der Sitzposition senkrecht nach oben gehoben ob des plötzlichen Lautstärkesprungs. Zum unbeschwerten Genuss empfehlen sich daher mehrere Hördurchgänge, dann ist man besser vorbereitet.

Wer in irgendeiner Art auf Spacerock und Psychedelic-Gedöns steht, braucht sich wohl nur die ersten Sekunden von Crystalline anhören. Viel besser kann man hypnotisch zirkelnde Gitarrenfiguren und Synthiegeblubber kaum bauen. Und dem Bassist gehört spätestens mit dem abschließenden Voyage Automatique ein Ehrentitel von der NASA angeheftet, während der Schlagzeuger offensichtlich mit CAN aufgewachsen ist. Passend dazu ist das Cover retrofuturistisch gestaltet mit Hinweisen für Besitzer von Mono- und Stereo-Systemen.

Besonders originell ist die ganze instrumentale Mischung zugegebenermaßen nicht, dafür aber höchst erfüllend. Dazu trägt auch der gute Sound dieser Scheibe bei, der eine angemessene Produktion auf einer ebenso guten Pressung vorweist. Mein Exemplar kam samt gefütterter Innenhülle nebst der bedruckten Papp-Innenhülle, aber das könnte auch der Vorbesitzer nachgerüstet haben. Wenn man mal ein Exemplar sieht: unbedingt mitnehmen und die Zeit nehmen, es aufmerksam durchzuhören!


Youth Lagoon - Wondrous Bughouse

Verwirrung pur, dieses Album aufzulegen. Minutenlang war ich mir nicht sicher, ob die Platte nun auf 45 Umdrehungen abgespielt werden sollte, obgleich kein Hinweis diesbezüglich auf Label oder Hülle zu finden war. Doch diese leiernden Töne... sollte das etwa so sein? Ja, das sollte so sein. Im Vergleich zur heimeligen LoFi-Wolldecke des ersten Albums hat man hier einen Gang hochgeschaltet in Sachen Weirdness und auch in Sachen Produktion. Ist man mal durch den ersten verwirrenden Track durch, erfüllen plötzlich majestätisch hallende Gitarren den Raum. Ja, Wondrous Bughouse hat tatsächlich viel Raum, wirft herrlich viel Ideen und Instrumente hinein und dreht dann am Pitchregler.

Dass die Songs dabei auch etwas verstrickter sind, dürfte vor allem der Langzeittauglichkeit gut tun. Eine nicht zu kleine Portion Animal Collective höre ich hier heraus. Zudem hat man sich zumindest teilweise jene leicht hymnische und melancholische Nostalgie erhalten, die so stark auf dem Vorgänger Year of Hibernation lag und ihn zu einer intimen Angelegenheit machte. Auch hier gibt es diese Momente simpler aber magischer Kinderzimmer-Melodien, die einen sofort packen und nach Herbst und Frühling gleichzeitig fühlen lassen. Gleichzeitig hat man es mit wesentlich mehr Abwechslung in Sachen Songwriting zu tun, wobei mir persönlich der starke Einsatz von zerrenden Schwurbeleffekten in wenigen Momenten etwas zu übertrieben erscheint. Aber genug gemeckert, für mich macht das hier den Eindruck eines starken Favoriten fürs Sommeralbum 2013.

Der Platte muss man zugutehalten, dass sie als Doppel-LP für einen akzeptablen Preis samt kostenlosem Download der MP3s angeboten wird. Da verzeihe ich auch, dass die Platte nicht ganz frei von Knacksern ist und die weiche, verformbare Pappe der Hülle das Einstecken der Tonträger manchmal nur mit Krafteinsatz oder durch Aufklappen der Hülle erlaubt. Das Cover in Gatefold-Ausführung ist ohnehin allemal ein Grund mehr für die Vinylvariante. Denkt nur dran: ihr müsst nicht ständig die Geschwindigkeit kontrollieren, wenn grad alles wabert. Das gehört so bei Youth Lagoon.

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

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