Sonntag, 22. Juni 2008

Jetzt mit 20% mehr Explosionen und Obst

Eigentlich sollte an dieser Stelle bereits vor ein paar Wochen der Test zu Space Invaders Extreme samt schnuckeligem Paddle-Controller online stehen, doch ein defektes Exemplar des letzteren gepaart mit einem wenig kooperativen Versandhändler aus Hong Kong machte meinem Double Feature zu den DS-Ballerspielen des Jahres einen Strich durch die Rechnung. So gibt es für's erste nur den neuesten Wahnwitz der japanischen 2D-Gurus Treasure zu begutachten, der ab August auch in Amerika sowie Europa erscheinen soll.

bangaio Spiel: Bangai-O Spirits (バンガイオー魂)

Konsole: Nintendo DS

Version: jap.

Erschienen: 2008

Genre: 2D Shoot em Up

Wertung: 9/10

Freunde des gepflegten Projektilhagels erinnern sich garantiert an Bangai-O, das um die Jahrtausendwende als limitierte N64-Auflage und deutlich bekanntere Dreamcast-Version zum absoluten Geheimtipp avancierte. Dafür sorgte neben der eigenartigen engrish-Übersetzung auch das over the top Gameplay, das einen Mini-Mecha, intelligentes Leveldesign und jede Menge Früchte in den Mittelpunkt stellte und so nur gewinnen konnte. Ihren Schwur keine Sequels zu produzieren haben die Entwickler Treasure nun zum zweiten Mal gebrochen, und was haben wir darauf nicht alle gewartet!

Ob man nun bei Spirits überhaupt von einer Fortsetzung sprechen kann, ist in den ersten Spielmomenten noch nicht einmal klar. Die bekloppten Dialoge von früher sind nun auf ein Minimum im Tutorium gestaucht, welches einen zugleich mit der neuen Spieltiefe erschlägt. Anders als im Klassiker habt ihr nun mehr als zwei Waffen und dürft zudem nicht mehr per Buttons direkt in acht Richtungen feuern. Stattdessen habt ihr nun eine Fern- und eine Nahkampfwaffe, die ihr vor jeder Stage auswählen dürft. Ebenfalls neu ist der Dash, mit dem ihr flinker unterwegs seid und Gegner praktisch überfahrt. Auch von der Konterattacke, dem Markenzeichen von Bangai-O, gibt es nun mehr als zwei Varianten. bangai01
Die Funktionsweise ist die selbe: Haltet ihr den L- oder R-Trigger, so bleibt der kleine Robo in der Luft stehen und lädt die Attacke auf. Wenn möglichst viele Projektile möglichst nah an ihm sind, lasst ihr den Trigger los und entfacht eine entsprechend große Gegenattacke. Die besiegten Gegner hinterlassen ihrerseits Früchte, mit denen ihr wiederum noch stärkere Gegenangriffe starten könnt. Im Spiel äußert sich das darin, dass das Bild mitunter für eine Sekunde einfriert und auch anschließend in Zeitlupe läuft, da der kleine DS gerade bis zu einhundert teils an Wänden reflektierende Schüsse nachrechnet. Das sieht nicht nur lustig aus, sondern erfreut, wie Explosionen generell, das männliche Spielerherz auch nach vielen Stunden immer wieder. Die gemäßigte und effektive Nutzung der Angriffsoptionen will aber definitiv gelernt sein und nicht zuletzt manche Gemeinheit in der Umgebungsgestaltung kann binnen Sekunden im Bildschirmtod resultieren. Bangai-O spielt sich nach wie vor schnell, knallhart und mittlweile noch kreativer.

bangai02 Das liegt sicher auch daran, dass man statt den 44 eher langen Stages des Vorgängers diesmal ganze 160 kürzere Stages serviert bekommt, in denen sich die Designer nun komplett ausleben konnten und zeigen, was man im Jahr 2008 mit den klassischen Elementen eines 2D-Actiontitels so basteln kann. Unter anderem kommt es da vor dass ihr ohne richtige Reaktion nach einer Sekunde das Game Over erblickt oder eure Gegner mit einem Berg Fußbällen eindeckt. Teilweise sind auch richtige Rätsel darunter gemischt. Wem das an Abwechslung und Umfang nicht reicht, der kann sich mit einem sehr intuitiven Editor direkt am Touchscreen selbst ein paar Level zusammenbasteln. Und auch hier geht man einen Schritt weiter.
Auf Wunsch wandelt der DS euer Werk in ein paar Sekunden Modemgebrummel um, das ihr mit einem Mikrofon aufnehmen und als MP3 ins Internet stellen könnt. Alle Witze die hierbei den Geräuschneger aus Police Academy involvieren wurden übrigens schon gemacht und sind daher nicht mehr zulässig.
Auf der offiziellen Seite gab es bereits einen Wettbewerb mit einigen beeindruckenden Levelentwürfen. Einfach die MP3 herunterladen und die Kopfhörer an das Mikrofon des DS halten; in weniger als 30 Sekunden ist die Stage auf der Spielecartridge gespeichert und ab sofort spielbar.

Bei derart viel Umfang und tiefem Gameplay stört es auch nicht mehr groß, dass man auf die Dialoge verzichten muss und der Sound nicht mehr als unauffälliges Beiwerk ist. Wer sich an die anfangs verwirrenden Möglichkeiten und die neue Steuerung gewöhnt hat, wird mit Spirits noch mehr Irrsinn erleben als mit dem wunderbaren Erstling, in dem es schon hieß: „The beautiful world of 2D! The tension is getting good! Three cheers for Bangai-O!“

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

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content: Philipp Klueglein 2006-2013
Fonts used: Baskerville, Futura, 'Cardboarder' by kix, 'Frigate True Type Katakana 3D'

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