Freitag, 18. Juli 2008

hölle zugefroren?

Nach knapp zwei Monaten Gesamtaufwand ist mein Paddle-Controller, den ich mir extra für Space Invaders Extreme geordert hatte, endlich in funktionstüchtigem Zustand bei mir angekommen. Die Geschichte hat alles zu bieten was man sich in Sachen Interneteinkäufen so erträumen kann: Lieferengpässe, nicht aktualisierte Websites, einen defekten Artikel und schließlich Mitarbeiter, die einen erst mehrfach abwimmeln ehe sie sich zu einem Umtausch bereit erklären. Aber er ist da! Und mit ihm die Gelegenheit, eine der größten Überraschungen auf dem DS überhaupt vorzustellen.

spaceinvaders Spiel: Space Invaders Extreme (スペースインベーダーエクストリーム)

Konsole: Nintendo DS

Version: jap.

Erschienen: 2008

Genre: 2D Shooter/ Puzzle/ Music

Wertung: 9/10

Hätte ich nämlich nur den Namen dieses Spieles auf einer Releaseliste gesehen, so wäre außer einem gepflegten Gähnen nichts weiter drin gewesen. Space Invaders mag seinerzeit ein Meilenstein gewesen sein, doch die gesammelten Remakes der letzten Jahre waren nicht mehr als Aufgüsse für Historiker und unverbesserliche Nostalgiker, die bereits lange genug leben um das Original schätzen zu können. Wer hätte da ahnen können, dass Taito nun zum dreißigsten (!) Jubiläum der Marke ein zeitgemäßes, ja sogar begeisterndes Update gebacken kriegen?

Dabei hat man nur zwei Dinge beim alten gelassen. Zum einen das generelle Design mit seinen längst durch Pixel-, Street- und sonstwas-Art zu Kult avancierten Gegnern. Zum anderen das Grundgerüst des Gameplays. Nach wie vor bewegt der Spieler sein Schiff wie auf einer Schiene nur nach links oder rechts am unteren Bildschirmrand, während die extraterrestrischen Besucher von oben heranwabbeln. Doch was früher gemächlich von statten ging, ist heute schnell, hypnotisch und tiefgehender als man denken könnte. Die Aliens kommen in ständig wechselnden Formationen, stürzen sich schonmal in die Tiefe und fordern allein schon ob ihrer Gestalt die Kombinationsgabe des Spielers. Das Score- und Extrasystem stützt sich nämlich auf Form, Farbe oder auch Gruppierung der Gegner und belohnt beispielsweise die Vernichtung vier gleichfarbiger Invader mit einer entsprechenden Waffe. Auch diese hat wiederum eine bestimmte Eigenschaft, die je nach Situation mehr oder weniger hilfreich sein kann. Es gilt also nicht nur zielgenau zu schießen, sondern gleichzeitig richtig zu planen. Somit ist eine gewisse Puzzlenote nicht von der Hand zu weisen. space01

Als wäre das nicht genug Input für die Reize des Spielers, hat man sich offensichtlich auch von Tetsuya Mizuguchis modernem Klassiker 'Rez' inspirieren lassen; einer einmaligen Mischung aus Railshooter, Musikspiel und Drogentrip, die stets ganz vorne steht in der 'Videospiele als Kunstform'-Diskussion. Nicht nur dass in Space Invaders Extreme ständig psychedelische Hintergrundvideos eine ähnliche Stimmung erzeugen, der Spieler kann auch genau wie in 'Rez' durch seine Aktionen die Musik beeinflussen. Zwar hat man hier weniger stark das Gefühl, tatsächlich einzugreifen, doch hin und wieder erwischt man sich doch dabei, mehr nach Rhythmus zu spielen denn nach grafischen Reizen. Auch das macht einen Teil des Spielerlebnisses aus.

paddleinnen paddleaußen


Neben (guten) Kopfhörern sollte jedoch noch ein weiteres Accessoire unbedingt Teil des Equipments sein, wenn man das Spiel völlig genießen will: Taitos Paddle-Controller, der in den GBA-Slot des Nintendo DS gesteckt wird und das Steuern des Spielerschiffes durch Drehen an dem Rädchen ermöglicht. Erschienen ist er ursprünglich als Bundle mit Arkanoid in Japan, ist dort aber auch einzeln zu erwerben. Bislang wird er nur von den beiden genannten Spielen unterstützt und wird auch offiziell nicht im Westen erscheinen. Das ist mehr als schade, denn wer die Vergleichsmöglichkeit hat zwischen der gängigen Steuerkreuzvariante und dem Paddle, dürfte höchstwahrscheinlich zu letzterem greifen. Nicht nur, dass man mit dem kleinen Rad die Geschwindigkeit der Links/ Rechtsbewegung genau kontrollieren kann und somit einen großen Vorteil gegenüber dem digitalen Kreuz hat, es macht auch einfach mehr Spaß da es ein ganz eigens Gefühl ist, auf diese überaus klassische Weise ein Spiel zu steuern. Ob das den finanziellen (und in meinem Fall zeitlichen) Mehraufwand wert ist, muss bei der noch geringen Unterstützung des Zubehörs natürlich jeder für sich entscheiden. Auch sind im Netz Stimmen zu finden, die sich eine genauere Einstellung der Steuerungs-empfindlichkeit sehnlichst wünschen. Ich persönlich empfinde das Zusammenspiel als hervorragend und würde den Unterschied in Sachen Spielspaß nahezu vergleichen mit dem Fall „Guitar Hero: mit/ohne Gitarrencontroller“.

Somit ist dieses Spiel für mich das Vorzeigewerk schlechthin, wenn es darum geht Oldies sinnvoll und zeitgemäß wiederzubeleben. Man hat die richtigen Elemente beibehalten, mittels Designanleihen und einem eigenen Grafikstil etwas vom Flair des Originals beibehalten und das Gameplay den heutigen Anforderungen an Komplexität angepasst. Neben dem interessanten Scoresystem bietet man außerdem freispielbare Extralevel und Online-Ranglisten (die leider keine Paddlenutzung gestatten). Doch was am allerwichtigsten ist: das Teil macht Spaß. Man sollte nur aufpassen, in welcher Umgebung man es spielt, da man mitunter alles um sich herum vergisst.

PS: Die PAL-Version ist auch schon draußen und kostet ca 30€ bei amazon, hier empfehle ich eher die US-Version für etwa 16€ bei bspw. play-asia zu bestellen. Die japanische Version liegt gerade bei etwa 19€ und ist abgesehen von der Anleitung auch komplett englisch, also eine ebenso gute Wahl. Das Paddle ohne Arkanoid gibt es im Moment leider nur bei superufo.com für etwa 13€ zzgl. Versand.

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Zuletzt aktualisiert: 5. Sep, 12:45

Credits

content: Philipp Klueglein 2006-2013
Fonts used: Baskerville, Futura, 'Cardboarder' by kix, 'Frigate True Type Katakana 3D'

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